Tschechien und die Slowakei besuchte ich im Rahmen mehrerer, getrennt voneinander durchgeführten Exkursionen. Eine meiner Fahrten (Startpunkt: Frankfurt a. M.) nach Karlsbad (Karlovy Vary) und Prag (Praha) wagte ich zu jener Zeit, als beide Länder noch in einem Staatsgebilde vereint waren. Neben den beiden oben genannten, tschechischen Städten empfehle ich Osteuropa-Enthusiasten grundsätzlich den Besuch der Hohen Tatra (Slowakei), die ich jedoch ausgiebiger auf polnischer Seite (lediglich 1/3 der Gesamtgeometrie) bereiste weiterlesen>>>

      

Tschechien

"Ein großartiges, phantastisches Hotel. Versteckt in den westböhmischen Wäldern, katapultierte mich dieses Anwesen über 3 Übernachtungen hinweg in die Zeit Karls des IV".

Anmerkung: Diesem Einblick liegt keine Einladung seitens des beschriebenen Hotels zu Grunde. Bei diesem Ausflug handelte es sich - wie immer - um ein aus meiner privaten Reiseschatulle finanziertes, selbstbestimmtes Reiseprojekt...  

 

Ein besonderes Erlebnis war mein 4-tägiger Aufenthalt (3 Übernachtungen) in den geschichtsträchtigen, ausgedehnten 

Waldgebieten Böhmens - über ein verlängertes Wochenende im Winter, in exakt 720 Metern Höhe. Ausgesucht hatte ich meiner Reisebegleitung und mir diesmal ein Schlosshotel in Luzec (ehemaliges Kammersgrün), 14 Kilometer nördlich von Karlsbad. Das Gebäude liegt ziemlich versteckt in Westböhmen und war für mich (nicht nur wegen unseres zuvor eingelegten Besuches der Stadt Loket  - dt.: Elbogen -.  das "Böhmische Rothenburg ob der Tauber", das uns klassisch von unserem vorgeschlagenen, gemütlicheren Fahrtweg abbrachte) etwas schwierig zu finden. Über verschlungene, recht steile Bergstraßen, die sich gerade im letzten Drittel teilweise ungeteert präsentierten, war diese Anreise per Sportwagen eine der schwierigsten, die ich in Osteuropa je unternommen habe. 

 

Burg- und Schlosshotel Zamek Luzec, Nova Role, Nejdek, Tschechische Republik 

 

Solltet Ihr Luzec ebenfalls von Deutschland aus ansteuern, lautet meine Empfehlung dieses Abenteuer über den nördlichen, wesentlich einfacher zu bewältigenden Anfahrtsweg (Hundsbach in der Oberpfalz) zu wagen. Ich näherte mich Zamek Luzek von der Stadt Loket aus, was unsere Reise ergeblich verkomplizierte.

 

Wichtig für Eure Navigation dürfte zudem sein, daß sämtliche in meinem Besitz befindlichen Navigationsgeräte (ebenfalls jenes Exemplar in einem meiner Sportwagen, mit dem wir uns Zamek Luzec näherten) bei Zieleingabe die Ortschaft Nejdek als Anfahrtsziel vorschlagen. Sollte dies auch bei Euren Geräten der Fall sein, solltet Ihr manuell Luzec eingeben.

 


...verlängertes Wochenende in Böhmen: 3 Übernachtungen in Zamek Luzec (Burg-/Schloss-) Spa-Hotel, Nova Role, Tschechische Republik
...verlängertes Wochenende in Böhmen: 3 Übernachtungen in Zamek Luzec (Burg-/Schloss-) Spa-Hotel, Nova Role, Tschechische Republik

Westböhmen und Schloss Zamek Luzec

 

Die gesamte Region Westböhmens ist waldreich, hügelig und mit unzähligen Wasserquellen durchzogen; viele sind als Heilquellen anerkannt, daher rühren die vielen Heil- und Kurbäder, die vor allem (jedoch nicht nur) im sogenannten Bäderdreieck liegen. Auch an unserem Zielort, dem phantastischen Schlosshotel Zamek Luzec, gibt es am Einfahrtstor (Foto oben, etwa 20 Meter rechts) eine Quelle, an der Besucher regelmäßig ihre Trinkflaschen auffüllen (das Quellwasser wird per Pumpe heraufbefördert). Besonders hat mich in diesem Hotel die Verquickung von alter Bausubstanz mit völlig moderner Architektur und Einrichtung fasziniert: ich wandelte durch fackelbehangene, moderne Schlossgänge im Ambiente einer mittelalterlichen Burganlage.

 

Inmitten ausgedehner Waldgebiete: dieser Ritter weiß(t) den Weg. Bitte: hier entlang!
Inmitten ausgedehner Waldgebiete: dieser Ritter weiß(t) den Weg. Bitte: hier entlang!

Ewige Jugend im Zamek Luzec?

 

Eine der schillerndsten und tragischsten Könige Böhmens war Rudolf II (1576–1612), der ebenso Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, König von Ungarn und Erzherzog von Österreich war. Rudolf war Alchemist und Okkultist, er beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit seltenen Schriften - und unterhielt Beziehungen zu einer ganzen Reihe von prominenten Zeitgenossen, die seine Interessen teilten. Rudolf unterhielt sogar ein eigens Forschungslabor; in Zamek Luzec suchte er schließlich das Elixier der Ewigen Jugend. Wurde er wegen seiner Suche im Schloss als faktisch regierungsunfähig bezeichnet, ohne ihn jedoch tatsächlich abzusetzen? Die Regierungsgeschäfte übernahmen jedenfalls Mitarbeiter seines Hofstabes. 

 

Bereits in den Gemäuern Zamek Luzecs...
Bereits in den Gemäuern Zamek Luzecs...

Auch das: Gemälderepliken oder auch Werke moderner Künstler sind überall im Schlosshotel anzutreffen - abgebildet sind zumeist Böhmische Herrscher wie König Karl IV, der auch Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, König von Ungarn und Erzherzog von Österreich war. 

 

Giuseppe Arcimboldo

 

Auch Rudolf II spielt in der künstlerischen Gestaltung Zamek Luzecs eine Rolle: ich legte bei meiner Zimmerbuchung Wert auf ein Zimmer mit einer Replik eines für mich ganz besonderen Werkes; das bekannte, allegorische Porträt Rudolfs von Giuseppe Arcimboldo (1526 bis 1593, ein Multitalent, das seiner Zeit weit voraus war). 

 

Herrschaftliches Proviant - einzunnehmen in diesem aufwendig dekorierten, prunkvollen Saal...
Herrschaftliches Proviant - einzunnehmen in diesem aufwendig dekorierten, prunkvollen Saal...
Exorbitant: glanzvoll-majestätisch. Seine bzw. Ihre Durchlaucht...
Exorbitant: glanzvoll-majestätisch. Seine bzw. Ihre Durchlaucht...
Diese Wandelhallen und Entrees führen zu Zimmern, Suiten und Zinnen...
Diese Wandelhallen und Entrees führen zu Zimmern, Suiten und Zinnen...

Großartiges Zamek Luzec: prächtig im Innern, nur an wenigen Ecken kitschig. In diesem Schlosshotel wurde nicht an Material gespart, das Ambiente katapultiert Euch in die Zeit Karls des IV. Sämtliche Zimmer beinhalten großzügige Geometrie, die Himmelbetten (nur gegen Aufpreis verfügbar, ebenso ein elektrischer Kamin) passen sich in die mittelalterliche Atmosphäre ein... 

62 Zimmer und Suiten - Himmelbett, elektrischer Kamin (beides gegen Aufpreis) und - auf dieses Detail legte ich größten Wert - eine Gemäldereplik Arcimboldos "Vertumnus". Es ist angerichtet!
62 Zimmer und Suiten - Himmelbett, elektrischer Kamin (beides gegen Aufpreis) und - auf dieses Detail legte ich größten Wert - eine Gemäldereplik Arcimboldos "Vertumnus". Es ist angerichtet!
Vertumnus - allegorisches Portrait Rudolf II (Replik) von Giuseppe Arcimboldo. Letzgenannter (neben Giordano Bruno*) jener lombardische Freigeist des 16. Jahrhunderts, den ich zu jeder Tages- und Nachtzeit für diesen Blog interviewen würde. Extra-Klasse!
Vertumnus - allegorisches Portrait Rudolf II (Replik) von Giuseppe Arcimboldo. Letzgenannter (neben Giordano Bruno*) jener lombardische Freigeist des 16. Jahrhunderts, den ich zu jeder Tages- und Nachtzeit für diesen Blog interviewen würde. Extra-Klasse!

* Giordano Bruno, geboren in Nola

Das Wahrgenommene hält sämtlichen kritischen Blicken stand, die Verschmelzung des vorherrschenden, mittelalterlichen Grundelementes mit der Moderne ist gelungen. Erfreulich: Auch Rudolf II spielt in der künstlerischen Gestaltung Zamek Luzecs eine Rolle. Ich legte bereits im Vorfeld meiner Zimmerbuchung (entschieden) Wert darauf, ein Zimmer mit einer Replik eines ganz besonderen Werkes zugewiesen zu bekommen - das allegorische Porträt Rudolfs von Giuseppe Arcimboldo (1526 bis 1593). Arcimboldo war (wie Giordano Bruno) ein Multitalent, das seiner Zeit weit voraus war. Mein Pochen war - offensichtlich - von Erfolg gekrönt...

 

A White Lady Ghost (a medieval legend) entering Giuseppe Arcimboldo´s chamber...
A White Lady Ghost (a medieval legend) entering Giuseppe Arcimboldo´s chamber...
Zamek Luzec...
Zamek Luzec...
Zemek Luzek...
Zemek Luzek...
Gruß aus unserem Turmzimmer (links) und von den Zinnen des Verteidigungstürmchens "Hofeinfahrt"...
Gruß aus unserem Turmzimmer (links) und von den Zinnen des Verteidigungstürmchens "Hofeinfahrt"...
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Elixier der ewigen Jugend? Im Burghotel wird Wasser der oben beschriebenen Quelle angeboten: Im Spa-Bereich findet Ihr Karaffen und Becher vor, der Ausschank ist kostenlos. Rechter Hand der Hofeinfahrt befindet sich ein kleiner Brunnen - an dieser Stelle ist Proviant auffüllen angesagt! Nördlich der Anlage befinden sich - anders als im laubbaumbewachsenen Süden - Nadelwälder, durch die einige Wanderwege führen. Befindet sich die Hotelanlage bereits in 720 Metern Höhe, erreicht Ihr auf Euren Wanderungen sogar über 1.000 Meter. Im westlichen Bereich des Schlosshotels steht eine kleine, orthodoxe Holzkapelle - ein sehenswertes Kleinod am Starpunkt eines der Wanderwege.

 


Zamek Luzec...
Zamek Luzec...
Im Spa-Bereich & "...with one of my sportscars at Zemek Luzec, Bohemia/Czech."
Im Spa-Bereich & "...with one of my sportscars at Zemek Luzec, Bohemia/Czech."

In den Kellergewölben des Schlosshotels: Im exzellent ausgerüsteten Spa-Bereich gruppieren sich Innenpool, Whirlpool, Dampfbad, unterschiedliche Saunen sowie ein Fitnessraum um zahlreiche Massagebänke (u.a. Wickel-, Rücken und Relaxmassage)...

 

Innenpool Schlosshotel Zamek Luzec - Wellness inmitten des Böhmischen Waldes...
Innenpool Schlosshotel Zamek Luzec - Wellness inmitten des Böhmischen Waldes...
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Loket (Elbogen), Tschechische Republik

"Achtung: keine Schlaftablette."

 

Ein Besuch der Stadt Loket (3.000 Einwohner, 15 Kilometer südwestlich von Karlsbad) war als Etappenziel meiner Zamek Luzec-Anreise eingeplant. Und die Besichtigung dieses Zwischenziels - abseits des Weges - hat sich gelohnt: die auf einem Granitfelsen gelegene Altstadt (Böhmisches Rothenburg ob der Tauber), die von 3 Seiten von dem Flüsschen Eger umflossen wird, ist eine wahrhaft märchenhafte Ansiedlung (Denkmalsreservation der Tschechischen Republik). Die Altstadt strahlte auf mich eine so starke Faszination aus, daß es mich relativ kalt ließ, als ich im nachhinein von einer Freundin erfuhr, daß auf dem Marktplatz Szenen für den James Bond Film Casino Royale gedreht wurden. Jeder, der seine Füße auf den Granitfelsen stellt, der die Altstadt trägt, spürt, daß dieses Ensemble selbst eine einzige Filmkulisse darstellt. Goethe bezeichnete Loket als "...ein landschaftliches Werk“.

Die imposante Burganlage Loket (13. Jahrhundert) war das Highlight meiner 2-stündigen Besichtigung; neben den 3 Museen und dem Marktplatz wirkte das gesamte Altstadt-Häuserensemble ein wenig unwirklich - die Wucht des Gesehenen hat ihren Ursprung eindeutig in Architektur und Farbgebung und wirkt in ihrer Dosis wie ein Aufputschmittel (achtet auf das Goethe-Denkmal des Bildhauers Willibald Russ aus dem Jahre 1932; Standort: direkt gegenüber der Heiligen Anna-Kapelle). Auch die nähere, bergige und - natürlich - waldreiche Region, in die Loket eingebettet ist, hat mich mit Ihrem zwar stark touristischen, aber liebenswerten Ambiente überrascht:

Wanderwege strahlen in sämtliche Richtungen aus, vor allem östlich der Stadt; jenseits unseres Aussichtspunktes (Fotos) starten von einem Parkplatz aus eine ganze Reihe gut beschilderter Pfade. Beliebt ist vor allem die Wanderung zum Hans-Heiling-Felsen (Svatošské skály) und zum felsigen, spektakulären Aussichtspunkt Jeskynni vyhlidka.

 


Wunderschönes Loket im morgendlichen Sonnenlicht: stellenweise reißt die dichte, winterliche Wolkendecke auf und lässt die märchenhafte Altstadt in ihren Grundfarben Rot und Gelb erstrahlen...
Wunderschönes Loket im morgendlichen Sonnenlicht: stellenweise reißt die dichte, winterliche Wolkendecke auf und lässt die märchenhafte Altstadt in ihren Grundfarben Rot und Gelb erstrahlen...
"Entering Czech Republic (l.) and Loket (CZ, r.)."
"Entering Czech Republic (l.) and Loket (CZ, r.)."

Karlsbad und Prag

Beide Städte habe ich fahrtechnisch immer in Kombination (dual) besucht - was von Deutschland aus kein großes Problem darstellt, da Karlovy Vary (Karlsbad) auf direkter Fahrtstrecke nach Prag (E48) liegt. Beide Städte sind für jeden Interessierten allerdings komplett getrennt zu betrachten: Karlsbad sollte Euch (wenn Ihr ein verlängertes Wochenende von 3 Übernachtungen in Prag einplant) 1 Übernachtung wert sein (so wie ich es selbst immer gehandhabt habe); die Stadt bietet so viele Sehenswürdigkeiten, daß ein bloßes passieren diesem Ort nicht gerecht wird.

 

Neben der Kathedrale von Elgin in Schottland weiterlesen>>> ist für mich das Stadtensemble von Karlsbad Synonym für eine längst untergegangene Epoche (natürlich handelt es sich hier um zwei völlig unterschiedliche Zeit- und Kultur-Universen). Karlsbad atmet den Geruch von Kaiserzeit und Donaumonarchie - Begriffe wie Österreich-Ungarn und 19. Jahrhundert geistern mir im Kopf herum, obwohl das 1. Kurhaus bereits 1711 errichtet wurde. 

 

 

Karlsbad (50.000 Einwohner) ist nicht nur Kurort, sondern eine der prominentesten Kurbäder der Welt. Die Stadt ist durchdrungen von einer Architektur, die hier begründet wurde: der Bäderarchitektur.

 

Karlsbad besitzt insgesamt 12 Quellen, die traditionsreichen Kuranlagen sind im südlichen Tepla-Tal angesiedelt. Die äußerst sehenswerten, historischen Kureinrichtungen, die mich immer wieder aufs neue faszinieren, sind teilweise auch aus der Vogel-Perspektive zu betrachten: südlich von Karlsbad ragt der Diana-Aussichtsturm (per Zahnradbahn oder 30-minütiger Wanderung zu erreichen) aus den Baumwipfeln, das angeschlossene, gleichnamige Restaurant bietet Verpflegung. Dieser Turm (erhöht auf einem Bergrücken gelegen, immerhin 550 Meter über dem Meeresspiegel) ist, falls Ihr bisher keinen Abstecher nach Karlsbad einplant habt, die von mir unbedingt angeratene Minimallösung für einen Blick auf Karlovy Vary...auf Eurem Weg nach Prag.   

 

 

Prag (1,2 Millionen Einwohner, die Goldene Stadt), war eine der 1. von mir per Backpack besuchten europäischen Metropolen (bereits damals legte ich Zwischenstation in Karlsbad ein).

 

Meiner Meinung nach gehört - wie zu jeder Karlsbad-Reise - auch während eines Prag-Aufenthaltes der Ausblick von einem der zahlreichen Aussichtspunkte zum Ausflugsprogramm; vorausgesetzt, Euch stehen direkt in Prag mindestens 2 Übernachtungen zur Verfügung. Erste Adresse sollte hier der 60 Meter hohe, auch per Standseilbahn zu erreichende Petrin-Aussichtsturm (ideale Lage im westlichen Zentrum Prags) sein, der auf dem Gipfel des 327 Meter hohen, komplett bewaldeten Petrin-Berges aufragt. Das Arrangements des verkleinerten Nachbaus des Pariser Eiffelturms in zugiger, bewaldeter Höhe erinnert mich während meiner Aufenthalte stets an den oben beschriebenen Diana-Aussichtsturm in Karlsbad - Ihr genießt einen phantastischen Blick auf Stadt und Umland. Nur ist der Petrin-Tower touristisch wesentlich stärker frequentiert als das Karlsbader Modell. Die an sich bereits als Sehenswürdigkeit einzustufende Attraktion über den Dächern Prags ist eingebettet in einen Park, der einen eigenen Mikrokosmos bildet: mit seinen zahlreichen, teilweise überaus interessanten Einzel-Sehenswürdigkeiten wie das Stefanik-Observatorium oder Kloster Strahov (auch von hier genießt Ihr einen klasse Ausblick über die Stadt) stellt der gesamte Hügel ein beliebtes Ausflugsziel für die einheimische Bevölkerung (Naherholungsgebiert) dar. Der Turm kostet Eintritt, gestaffelt in zwei Preismodelle: das Besteigen der Treppe ist etwas günstiger als die Inanspruchnahme des Fahrstuhles. Weitere Attraktionen des Geländes, dessen Besuch ich Euch bei längerem Aufenthalt ans Herz lege, sind der Kreuzweg, der Kinsky-Rosengarten, die St. Laurentius Kirche und das Strahov-Stadion (Trainingsgelände und Geschäftsstelle Sparte Prags) auf der Westseite des Hügels.

 

Der Wenzelsplatz ist nicht nur wegen seiner Größe (750x60 Meter) zentraler Punkt der Prager Neustadt. Hier treffen 4 Straßenbahnlinien sowie 2 U-Bahn-Stationen aufeinander, hier befinden sich Hotels, Kaufhäuser und Straßencafés. Um den zu jeder Tages- und beinahe jeder Nachtzeit belebten Platz gruppieren sich Häuser im Barock- und Jugendstil, sogar gotische Elemente (in zahlreichen Neubauten integriert) findet Ihr vor. Und nicht zuletzt - von hier aus wurde im Laufe der Geschichte Revolution betrieben. 

 

Auch die Prager Burg ist ein eigener Kosmos, die auf dem Berg Hradschin gelegene Festungsanlage erfordert bei ernsthaftem Interesse einen kompletten Besichtigungstag. 

Der mit seinen Außenmauern als die größte geschlossene Burgareal der Welt eingestufte Pražský hrad (größer als Malborg/Marienburg in Ostpreußen, Polen, von mir ebenfalls besichtigt weiterlesen>>> , als reine Burganlage ist und bleibt Malbork jedoch Nr. 1) ist mit seinem Königspalast, zahlreichen sakralen Bauten (wie dem gotischen St.-Veits-Dom oder die barocke Heilig-Kreuz-Kapelle) oder seiner barocken Burggalerie für jeden unbedarften Besucher ein "kulturhistorischer Schock" sondergleichen. Ich selbst habe mehrere Besuche benötigt, um das Areal einigermaßen zu begreifen. Auch Karl IV hat für seine Kultivierung arbeiten lassen (Karl VI ist für mich aber mehr mit Burg Karlstein, 30 Kilometer südwestlich von Prag, verbunden, ebenso - in wesentlich bescheidenerem Maße - mit Zamek Luzec). In unserer Zeit ist die Prager Burg Residenz des tschechischen Präsidenten.

 

Seid Ihr während Eures Trips in der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Prager Altstadt per Fuß unterwegs, werdet Ihr mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die zu den ältesten Steinbrücken Europas zählende Karlsbrücke passieren - ein hinüberschreiten von Ost nach West (und umgekehrt) ist meiner Meinung nach für jeden Prag-Bescher Pflicht. Die im 14. Jahrhundert errichtete Karlsbrücke überspannt in einer Länge von über 500 Metern die Moldau und verbindet die Altstadt mit dem Prager Stadtteil Kleinseite. Tagsüber herrscht auch hier viel Betrieb (vor allem werdet Ihr Portraitmaler und Straßenmusiker antreffen), nach Einbruch der Dunkelheit ist die Brücke großartig beleuchtet.  

 

Das Altstädter Rathaus (14. Jahrhundert) mit seiner Astronomischen Uhr (konstruiert 1410, zu jeder vollen Stunde sicher eine Attraktion) ist für jeden Prag-Ausflügler, der sich in der Altstadt aufhält, eine Sehenswürdigkeit, auf die er währen seines Spazierganges zwangsläufig stoßen wird. Für jeden Erstausflügler sicher interessant, Prag-Profis könnten im Laufe der Zeit allerdings das Interesse am Uhrenspiel verlieren (so ging es mir). Befindet Ihr Euch in der Altstadt, empfehle ich einen Blick in die gotisch-barocke St.-Jakob-Kirche zu werfen, die Deckenarchitektur und Bemalung sind herausragend.

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Nationalbibliothek der Tschechischen Republik

Hier werdet Ihr eine Menge an die Decke starrende Besucher sehen: Allerdings nur von den Türen der mit Büchern prall gefüllten Räumlichkeiten aus, denn näher dürft Ihr an die alten Werke dieser Nationalbibliothek nicht heran. Ich habe die im Clementinum der Prager Altstadt liegende, auf Repräsentation ausgelegte Einrichtung im Rahmen einer Führung besucht, die einzige Möglichkeit überhaupt, sich in dieser Bibliothek zu bewegen. Die Deckenfreskos sind überragend und stellen Kunst und Wissenschaft dar, vom Turm (Aufstieg in jeder Führung inklusive) habt Ihr einen phantastischen Ausblick auf Prag. Fotos dürft Ihr keine knipsen, der Gesamtaufenthalt im Rahmen einer Führung beträgt 1 Stunde. Kein Muss für Prag-Besucher, für mich als Freund des klassisch-gedruckten Buches jedoch eine interessante, auf dem Weg liegende (Altstadt) Örtlichkeit.

 

 

 

 

 

 

 

      



Slowakei

Die Slowakei besuchte ich zunächst zu jener Zeit, als Tschechien und die Slowakei in einem Staatengebilde vereint waren (Bratislava). Dazu kommen kurze Grenzübertritte von Norden in die Hohen Tatra (von polnischer Gebirgsseite) und zur Burganlage Spissky hrad (Zipser Burg) östlich von Spisske Podhradie.

 

Hohe Tatra

Das Teilgebirge der Tatra besuchte ich oft auf polnischer Seite (1/3 des Gebirgsareals gehört zu Polen, 2/3 gehören zu der Slowakei). Das Slowakische Gelände bietet auch den höchsten Gipfel der Tatra, Gerlachovský štít (Gerlsdorfer Spitze) mit 2.655 m, die ich jedoch nicht besuchte.

 

Mein am häufigsten angesteuertes Ziel umfasst die aus 3 Gipfeln bestehende Rysy (Meeraugspitze) im Grenzgebiet beider Länder (sowie die touristisch sehr stark erschlossene, polnische Gebirgsstadt Zakopane), deren zweithöchste Erhebung (Nordwestspitze) mit 2.499 Metern der höchste Berg Polens ist.

 

Die Hohe Tatra ist Biosphärenreservat der UNESCO und eines der attraktivsten Naturschönheiten, die ich besucht habe. Relativ kompakt (kleinstes Hochgebirge der Welt mit unter 30 Kilometern Längenausdehnung), bietet das Gebirge zahlreiche (Gletscher-)Seen, Gebirgsflüsse, ausgedehnte Bergwälder, atemberaubende Pässe, tiefe Täler und Höhlen. Das einzige der Öffentlichkeit zugängliche Höhlengewölbe ist Belianska jaskyna.

 

Hohe Tatra (slowakisch: Vysoké Tatry)…
Hohe Tatra (slowakisch: Vysoké Tatry)…

 

Hohe Tatra - Kuriositäten

In der slowakischen Hohen Tatra sind bis heute Wölfe und Braunbären anzutreffen, Adler und Luchse natürlich auch auf polnischer Seite. Startet Ihr zu einer Bergwanderung im slowakischen Teil des Gebirges, trefft Ihr recht oft auf Murmeltiere und Gämse. Die Wanderwege sind gut bis sehr gut ausgeschildert, reichen jedoch nicht bis auf die Gipfel hinauf. Hier ist Bergsteigen in Reinkultur angesagt, schließlich ist die Hohe Tatra das Bergsteiger-Mekka Osteuropas. Bergsteigen bzw. Bergsteiger heißt auf polnisch übrigens Taternik, was am genauesten mit Tatrasteiger übersetzt werden kann. Der zuweilen verwendete Begriff goral bedeutet nicht Bergsteiger, sondern Bergbewohner (ein eigenständiges Bergvölkchen). Hier sehen wir, wie weit dieses Gebirge sich sogar in den Kulturträger Sprache - im positiven Sinne - hineingefräßt  hat. Auf Slowakisch heißt Bergsteiger übrigens Horolezec. 

 

Die Burgruine Spissky hrad (Zipser Burg) befindet sich nur 40 Kilometer südöstlich der Hohen Tatra. Aus dem Umland bieten sich auch im Winter großartige Ausblicke auf die trutzigen Außenmauern, die zu den größten der Welt zählen
Die Burgruine Spissky hrad (Zipser Burg) befindet sich nur 40 Kilometer südöstlich der Hohen Tatra. Aus dem Umland bieten sich auch im Winter großartige Ausblicke auf die trutzigen Außenmauern, die zu den größten der Welt zählen

Spissky hrad (Zipser Burg)

 

Die Burgruine Spissky hrad (12. Jahrhundert, UNESCO-Weltkulturerbe) befindet sich nur 40 Kilometer südöstlich der Hohen Tatra und ist gerade im Sommer ein erstklassiges Ausflugsziel. Jedoch eröffnen sich auch im Winter großartige Blicke auf die mächtigen Außenmauern, die mit einem Umfang von 41.426 Quadratmetern neben jenen der Prager Burg (siehe oben) die 2. größten der Welt darstellen. Die größte Burganlage weit und breit ist und bleibt jedoch Malbork/Marienburg in Polen weiterlesen >>>   

 

Spissky wird offiziell als Höhenburg eingestuft, da sie nicht nur auf einem (porösen!) Kalksteinfelsen, sondern auf bereits hochliegendem Geläuf - obwohl als Ebene wahrgenommen - liegt (insgesamt über 600 Meter). Der Untergrund der Anlage (Travertin) ist so instabil, daß Ihr während Eures aufmerksamen Besuchs an zahlreichen Stellen die technisch aufwendigen Konservierungs- und Stütztechniken identifizieren könnt, die die Gesamtkonstruktion stabilisieren.  

 

Das Gemäuer ist äußerst geschichtsträchtig, in ihnen wurde unter anderem Johann Zápolya geboren, Herrscher von Siebenbürgen und ab 1526 König von Ungarn und Kroatien. Außerdem kam die Ruine, die für mich zu den attraktivsten unserer Welt gehört, in sehr vielen Märchenfilmen als Kulisse zum Einsatz (Tschechoslowakische Märchenfilme der 1970er und 80er Jahre sind nun mal aus meiner Sicht die besten, die je gedreht wurden).

 

Die Burgruine ist recht komfortabel mit dem Auto anzusteuern, vom geräumigen Parkplatz aus sind es nur wenige Minuten bis zum Eingangsportal. Startet Ihr vom Örtchen Spisske Podhradie, nimmt Euer Aufstieg etwa 1 Stunde in Anspruch. 

Siehe auch meine Liste der größten Burgen der Welt weiterlesen>>>